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Übersicht zu den speziellen Risikokonstellationen

Junge Erwachsene mit einer Krebsdiagnose
(alle Betroffene, die < 50 Jahre bei Diagnose sind)

Definitionsgemäß fallen alle Menschen mit der Diagnose Krebs unter dem Alter von 50 Jahren in diese Gruppe. Leider wird das Thema bei weltweit steigenden Fallzahlen in der individuellen Patientensituation oft unterschätzt. Man weiß nicht, woran es liegt, aber tatsächlich erkranken immer mehr junge Menschen an Krebs verschiedener Organe und dies meistens ohne eine familiäre Häufung von Krebserkrankungen. Bei Diagnose sollte man daran denken, einen genetischen Test nach Möglichkeit vor einer anstehenden Operation zu machen. Hieraus können sich Erkenntnisse ergeben, die zu einer medikamentösen oder chirurgischen Therapieoptimierung führen. Gerade bei jüngeren Menschen spielt der Erhalt einer möglichst guten Lebensqualität bei optimaler onkologischer Behandlung eine entscheidende Rolle, weil man noch mitten im Leben steht.

Familien mit vielen Krebsdiagnosen

Habe ich ein erhöhtes Erbrisiko für Krebserkrankungen?

Wenn Sie den Eindruck haben, dass bei Ihnen in der Familie „zu viele“ Krebserkrankungen vorgekommen sind, dann beraten wir Sie hierzu gerne. Wenn die Daten und Fakten ihren Verdacht erhärten und für ein erhöhtes familiäres Krebsrisiko sprechen, dann bieten wir Ihnen einen Test an, der eine Klärung herbeiführen kann. Hierzu wird entweder eine Blutprobe entnommen, oder es kann der gleiche Test mit identischer Qualität auch einfach in Spucke erfolgen. Unsere renommierten Partnerlabore liefern das Ergebnis in ca. 3-6 Wochen. Das Ergebnis und zu empfehlende vorbeugende Maßnahmen (Prävention und Therapie) besprechen wir ausführlich mit Ihnen. Die Sprechstunde kann persönlich oder als Videokonferenz erfolgen.

Nachweis einer risikoerhöhenden genetischen Veränderung

Bei Ihnen wurde ein genetischer Test durchgeführt und dabei eine krankhafte Genveränderung festgestellt? Diese Situation kann beunruhigen, aber durch angemessene Maßnahmen eine lebensrettende Chance darstellen. Wichtig ist es nach neuestem wissenschaftlichen Kenntnisstand zu regieren. In seltenen Fällen kann neben einer intensivierten Vorsorge- und Früherkennung eine vorbeugende Operation in Betracht gezogen werden. Das Beispiel von Angelina Jolie ist allerorts bekannt, aber zahlreiche andere Gene weisen ein vergleichbar hohes Erkrankungsrisiko auf, betreffen aber andere Organ, wie beispielsweise den Dickdarm oder Magen. Wir nehmen uns die Zeit, Sie genau zu beraten, worauf es bei Ihnen ankommt und wie Sie unter Erhalt bestmöglicher Lebensqualität mit dem Ergebnis umgehen können.

Gastrointestinale erbliche Syndrome (Lynch-Syndrom, familiäre Polyposis etc.)

Bei Ihnen besteht eine genetische oder klinische Diagnose eines erblichen Dispositionssyndroms? Möglicherweise wurde eine Krebsdiagnose bereits gestellt, oder Sie interessieren sich für eine kompetente Begleitung im Rahmen der risikoerhöhenden Diagnose? Sie suchen Ansprechpartner für die Testung Ihrer Familiengehörigen bei bekannter Mutation? Sie benötigen eine vorbeugende (prophylaktische) Operation und wünschen ein individualisiertes Vorgehen mit einer hohen erhaltenen Lebensqualität? Sie sollen eine komplette Dickdarmentfernung (und Pouch) bekommen und möchten den Eingriff möglichst sicher aber ohne vorübergehendes Stoma (künstlicher Darmausgang) durchführen lassen?

Dann sind Sie bei uns richtig und bei vielen anderen speziellen Fragestellungen ebenso. Wir nehmen uns Zeit, Ihnen alle diese Aspekte nach neuestem wissenschaftlichen Kenntnisstand zu erläutern.

Entzündliche Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn etc.)

Leider müssen bei den entzündlichen Darmerkrankungen nicht selten chirurgische Eingriffe erfolgen. Bei der Colitis ulcerosa kann bei Therapieversagen die komplette Dickdarmentfernung und Anlage eines sogenannten Pouches (Dünndarmtasche) erforderlich werden. Dieser Eingriff wird bei uns häufig durchgeführt. Manchmal macht einem die Grunderkrankung im weiteren Verlauf einen Strich durch die Rechnung und der Pouch funktioniert nicht gut. Manchmal ist hier eine Neuanlage des Pouches (sekundärer Pouch) eine sinnvolle und zielführende Maßnahme. Manchmal ist tatsächlich ein Ileostoma die Lösung. Manchmal ist sicherlich ein kontinentes Stoma (Kock-Pouch) ein denkbarer Lösungsweg. Welche Lösung wäre für Sie die Beste? Lassen Sie uns gemeinsam nach Lösungen suchen – die Entscheidung treffen Sie.

Beim Morbus Crohn ist die Lage anders: nur selten kommt es bei einem schweren Verlauf zu dem Erfordernis einer kompletten Dickdarmentfernung. Wenn ein Pouch versagt, ist auch hier eine Kock’sche Tasche denkbar. Öfter geht es beim Morbus Crohn um Engstellungen des Dünndarmes und um mehr oder weniger komplexen Fistelleiden. Auch hier bemühen wir uns um möglichst gute individuelle Lösungen. Die relativ neue und durchaus vorteilhafte Kono-S-Anastomose führen wir in unserer Abteilung durch.

Seltene Tumore (z.B. Desmoide)

Seltene Tumore kommen an verschiedenen Körperstellen vor und es geht immer um eine genaue Diagnose, um passgenaue Therapien zu identifizieren. Desmoide sind seltene fibröse (bindegewebige) Tumore, die oft mit einer sogenannten familiären adenomatösen Polyposis (FAP) vergesellschaftet sind. Es sind semi-maligne Tumore, die bei einer FAP vor allem im Bauch auftreten und viele Probleme machen können. Nur selten müssen Desmoide operiert werden, meist können sie einer konservativen, also medikamentösen Therapie zugeführt werden. Wichtig ist die Einschätzung der Tumore, denn manchmal, wenn auch selten sollte operiert werden. Unser Zentrum verfügt über eine langjährige Expertise mit Langzeitbeobachtung von über 130 Desmoidpatienten, die meisten davon mit einer FAP vergesellschaftet.