Diagnostik und Behandlung

Darmkrebs entsteht sehr langsam, indem sich ein Darmpolyp zu Darmkrebs entwickelt. Wegen dieser langsamen Entwicklung sind Vorbeugung und Früherkennung so wirksam. Werden Darmpolypen rechtzeitig entdeckt und entfernt, senkt es das Darmkrebsrisiko um 70 bis 90 Prozent. Um Darmkrebs zu erkennen, stehen drei Möglichkeiten zur Verfügung.

Tastuntersuchung

Dabei tastet der Arzt vorsichtig nach Veränderungen des Enddarms in der Nähe des Afters. Diese können zum Teil durch eine Tastuntersuchung frühzeitig erkannt werden.

Okkultbluttest

Der „Okkulttest“ wird zu Hause durchgeführt. Es handelt sich um einen Test auf verstecktes, nicht sichtbares Blut im Stuhl. An drei aufeinanderfolgenden Tagen wird jeweils eine Stuhlprobe auf einen der Teststreifen mit Hilfe eines Spatels aufgetragen. Die verschlossenen Teststreifen werden dann zurückgeschickt und ausgewertet. Ein negativer Test bedeutet, dass sich kein Blut im Stuhl befunden hat. Die Untersuchung ist damit beendet. Ein negativer Test macht einen Darmtumor unwahrscheinlich, schließt ihn aber nicht völlig aus, da nicht alle Tumore und Tumorvorstufen Blut im Darm absondern.

Koloskopie (Dickdarmspiegelung)

Fällt der Okkultbluttest positiv aus, wird eine komplette Darmspiegelung empfohlen, um die Herkunft des Bluts im Stuhl zu klären. Bei der Darmspiegelung werden eventuell vorhandene Darmpolypen entfernt. Im Labor lässt sich feststellen, welche Polypen bereits bösartig verändert sind. Ab dem 55. Lebensjahr haben gesetzlich Krankenversicherte Anspruch auf eine kostenlose Vorsorgekoloskopie, die nach 10 Jahren wiederholt wird. Wir raten dringend, diese Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen, denn die Darmspiegelung dient nicht nur der Darmkrebsfrüherkennung, sondern kann durch die Entfernung von Darmpolypen die Entstehung von Darmkrebs eindämmen.

Therapie von Darmkrebs

In unserer interdisziplinären Tumorkonferenz entscheiden wir, welche Therapie im Einzelfall am besten geeignet ist. Die Therapie des Mastdarmkrebses (Rektumkarzinom) unterscheidet sich grundlegend von der Therapie des Dickdarmkrebses (Kolonkarzinom). Beide Tumorarten müssen daher getrennt voneinander betrachtet werden. Deshalb haben wir im Darmzentrum Behandlungspfade für beide Erkrankungen entwickelt, die auf den Leitlinien für die Behandlung von Darmkrebs basieren.

Therapie des Dickdarmkrebses (Kolonkarzinoms)

Die wichtigste Behandlungsmethode bei Dickdarmkrebs ist die Operation. Ziel ist die vollständige Entfernung von Tumor und Lymphknoten. Das entfernte Darmstück und die Lymphknoten werden pathologisch untersucht. Das weitere Vorgehen richtet sich nach der Tumorart und dem Stadium des Tumors. Die Stadieneinteilung wird nach der internationalen TNM-Klassifikation vorgenommen. Diese wurde von der UICC eingeführt und basiert auf statistischen Studien, die belegen, dass sich ab einer bestimmten Tumorgröße die Prognose der Krankheit verschlechtert. Die Tumorklassifikation ermöglicht somit prognostische Aussagen und bestimmt häufig die weitere Therapie.

TNM ist eine Abkürzung für:

  • T = Tumor, beschreibt die Ausdehnung und das Verhalten des Tumors
  • N = Nodes = Lymphknoten, Fehlen oder Vorhandensein von Lymphknoten, die vom Krebs befallen sind
  • M = Metastasen, Fehlen oder Vorhandensein von Tochtergeschwülsten

UICC-Klassifikation:

  • Stadium Ia
    Beschränkung der Tumorinfiltration auf die Mukosa und Tela submucosa
  • Stadium Ib
    Beschränkung der Tumorinfiltration bis in die Tunica muscularis propria
  • Stadium II
    T3 oder T4 ohne Lymphknotenmetastasierung
  • Stadium III
    Lymphknotenmetastasierung
  • Stadium IV
    Fernmetastase

Stadium-I-Tumoren können in den meisten Fällen operiert und geheilt werden. Der Krebs hat die Darmwand noch nicht durchbrochen, es sind keine Lymphknoten befallen und es wurden keine Metastasen gefunden. Chemo- oder Strahlentherapie sind in der Regel nicht notwendig. Nachsorgeuntersuchungen sind nötig, um einem möglichen Rückfall frühzeitig zu erkennen.

Bei Stadium-II-Tumoren hat Tumorgewebe die Darmwand durchbrochen und kann umliegendes Gewebe befallen. Tumorzellen sind aber nicht in den entnommenen Lymphknoten nachweisbar. Bei Tumoren dieses Stadiums entscheiden von Fall zu Fall, ob sich nach der Operation eine Chemotherapie folgt oder sich direkt unser Nachsorgeprogramm anschließt.

Bei Tumoren im Stadium III wurden Krebszellen in den tumornahen Lymphknoten nachgewiesen. In diesem Fall wird nach der Tumorentfernung eine Chemotherapie empfohlen.

Ein Tumor im Stadium IV weist Fernmetastasen auf. Der Krebs hat sich bereits über die Lymphbahnen auf andere Organe ausgebreitet. Die primäre Operation dient primär dazu, einen Darmverschluss zu verhindern und die Funktionsfähigkeit des Darms zu sichern. Je nach Anzahl und Lage der Metastasen können auch diese chirurgisch entfernt werden. Häufig wird aber zuerst eine Chemotherapie gegen die Metastasen eingesetzt. Sie hilft, die Lebensqualität zu verbessern und die Überlebenszeit zu verlängern. Bei einigen Patienten schrumpfen die Metastasen, sodass eine Operation möglich ist.

Therapie des Mastdarmkrebses (Rektumkarzinom)

Auch beim Mastdarmkrebs (Rektumkarzinom) stellt die Operation die bevorzugte Therapie dar. Je nach Lokalisation (Rektum reicht vom Schließmuskel bis ca. 15 cm ins Becken) kann bei sehr frühen Tumorstadien auch vom After aus operiert werden (Vollwandoperation/TEM). Die Standardbehandlung des Rektumkarzinoms besteht darin, vom Bauchraum aus zu operieren, um eine sogenannte „tiefe Resektion“ in der Technik der TME (totale mesorectale Resektion) durchzuführen. Dabei wird der Enddarm mit den anhaftenden Lymphdrüsen entfernt. Der Schließmuskel bleibt erhalten. Bei Tumoren, die sehr tief in den Schließmuskel eingewachsen sind, kann es erforderlich sein, den Schließmuskel mit zu entfernen (Rektumamputation), um eine Heilung zu erreichen. Dann wird ein definitiver seitlicher Ausgang angelegt. Dieser Fall ist selten.

Folgende Verfahren werden bei Verdacht auf Mastdarmkrebs zur Diagnostik eingesetzt:

  • Untersuchung einschließlich der Tastuntersuchung des Enddarms
  • Rektoskopie (Spiegelung des Mastdarms mit starrem Endoskop) evtl. mit Probeentnahme
  • Endosonographie (Ultraschalluntersuchung im Enddarm)
  • Ultraschall des Bauchraums
  • MRT
  • Röntgen der Lunge
  • Blutuntersuchung

Anhand dieser Untersuchungsergebnisse kann bereits ein Tumorstadium festgelegt werden, das der tatsächlichen Tumorausbreitung sehr nahekommt. Hat der Tumor bereits örtlich gestreut, empfiehlt sich vor der eigentlichen Operation eine Vorbehandlung mit Bestrahlung und Chemotherapie (wird in unserem Darmzentrum durchgeführt). Nach Abschluss dieser Maßnahmen und einer weiteren Diagnostik erfolgt die Operation.

Bei Mastdarmkrebs muss in der Regel der Enddarm entfernt werden. Wenn der Tumor genügend Abstand hat, kann in den meisten Fällen der Schließmuskel erhalten werden. Der Dickdarm wird wieder mit dem Mastdarm verbunden.

Wenn eine Vorbehandlung mit Bestrahlung und Chemotherapie erforderlich ist, muss in der Regel nach der Operation eine zusätzliche Chemotherapie als Abschluss der Behandlung durchgeführt werden. Damit lassen sich die Heilungschancen beim Enddarmkrebs deutlich verbessern.