Pressemitteilung: 3047 Patientinnen und Patienten in Deutschland konnte im Jahr 2022 durch eine Organspende ein neues Leben ermöglicht werden. Auf der anderen Seite warten derzeit bundesweit rund 8.500 schwer erkrankte Menschen auf ein geeignetes Spenderorgan, die meisten von ihnen auf eine Niere. Und dass, obwohl laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) die große Mehrheit (84%) der deutschen Bevölkerung die Organspende befürwortet. Zumindest in der Theorie. Dr. Deniz Özcan, Organspendebeauftragter des Evangelischen Klinikum Niederrhein, erlebt in seiner täglichen Praxis ein anderes Bild: „Leider haben die wenigsten Patientinnen und Patienten einen Organspendeausweis. Ich würde sagen: Deutlich unter 10 Prozent. Wenn es um eine Organspende geht, suchen wir dann das Gespräch mit den Angehörigen – und die müssen trotz ihrer Trauer eine unglaublich schwere Entscheidung treffen.“
Das EVKLN führt selber keine Transplantationen durch. Aber Dr. Özcan wird über das Programm TransplantCheck sofort informiert, wenn bei einem Patienten des Verbundes möglicherweise ein irreversibler Hirnfunktionsausfall (so der Fachbegriff) vorliegt und dieser als Organspender in Frage kommen könnte. Der Anästhesist und Intensivmediziner und ein weiterer besonders qualifizierter Arzt führen dann unabhängig voneinander die sogenannte Hirntoddiagnostik durch, die mehrere Stunden oder sogar Tage in Anspruch nehmen kann. Bereits während dieser Zeit nimmt Dr. Deniz Özcan Kontakt mit der Familie auf: „Das sind keine Gespräche, die man am Telefon führt. So etwas geht nur persönlich. Die Angehörigen sind natürlich in ihrer Trauer gefangen und man erfährt viel, auch über den gerade Verstorbenen. Für mich als Arzt und auch für die Angehörigen sind diese Gespräche oft ein Gewinn, eine Form der Trauerbewältigung. Aber die Entscheidung für oder gegen eine Organspende kann ich ihnen nicht abnehmen.“
Wenn kein Organspendeausweis vorliegt, wird der Wille der Angehörigen selbstverständlich bedingungslos akzeptiert. „Viele sehen es so, dass die Organspende dem Tod ihres Verwandten einen Sinn gibt. Oder dass er so in irgendeiner Form weiterlebt.“, sagt Dr. Özcan, „Aber es gibt natürlich auch die, die ablehnend reagieren. Das respektieren wir. Und wir würden auch nie versuchen, jemanden zu solch einem großen Schritt zu überreden.“
Zum Tag der Organspende am 3. Juni hat der Transplantationsbeauftragte des EVKLN deshalb vor allem einen Wunsch: „Füllen Sie einen Organspendeausweis aus und tragen Sie ihn bei sich – auch wenn Sie eine Organspende ablehnen, denn auch das können Sie auf dem Ausweis dokumentieren. Wir als Ärzte, vor allem aber Ihre Angehörigen, haben dann die Sicherheit, das zu tun, was Ihrer Überzeugung entspricht. Und das erspart gerade denen, die Ihnen am nächsten stehen, viel Leid.“
Organspendeausweise liegen in vielen Krankenhäusern, Arztpraxen und Apotheken zur Mitnahme aus. Sie können auch u.a. bei der BZgA unter www.organspende-info.de heruntergeladen oder als kostenlose Plastikkarte im Scheckkartenformat bestellt werden.
Der Tag der Organspende wird in jedem Jahr am ersten Samstag im Juni in einer anderen deutschen Stadt begangen, in diesem Jahr in Düsseldorf. Auf dem Programm stehen Informationsveranstaltungen, Mitmach-Aktionen und Diskussionen, unter anderem mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und dem Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW Karl-Josef Laumann. Nähere Infos unter www.tagderorganspende.de.
Bild: Dr. Deniz Özcan, Organspendebeauftragter des Evangelischen Klinikum Niederrhein (Foto: EVKLN)
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