Neurochirurgische Operation gibt junger Patientin Chance auf mehr Lebensqualität

Patientengeschichte: Die 28-jährige Aleksandra S. hat eine schwere Zeit hinter sich. 2018 wird bei ihr ein Glioblastom in der Nähe des Sprachzentrums diagnostiziert. Diese aggressive Form des Hirntumors reißt sie aus ihrem aktiven Leben. Mit ihrem Ehemann, Marcel S., ist sie früher gerne gereist. So waren sie z.B. in Dubai, Spanien, der Türkei oder oft in Serbien, wo ein Teil von Alexandras Familie lebt. Trotz der geringen Überlebenschance von durchschnittlich 12 Monaten kämpft Aleksandra tapfer. Sie unterzieht sich mehreren Operationen, Chemotherapien, Bestrahlungen und Therapien wie Logopädie, um mit den Auswirkungen des Tumors umzugehen, der nie zu 100 Prozent entfernt wird, da er zu nah am Sprachzentrum liegt.

Im Jahr 2020 bekommt sie eine Infektion am Kopf, die zu schweren Komplikationen führt, so dass sogar ein Teil des Schädelknochens entfernt werden muss. In den folgenden Jahren kommt es immer wieder zu Infektionen und schmerzhaften Entzündungen. Das behandelnde Krankenhaus lehnt es schließlich ab, weitere Operationen durchzuführen, um z.B. das Loch in der Schädeldecke mit einem implantierten plastischen Ersatz dauerhaft zu verschließen. Begründung: Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass es immer wieder zu Infektionen komme. Stattdessen empfiehlt das Krankenhaus, die Wunde täglich zu Hause von einem Team der Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) versorgen zu lassen.
Im Herbst 2022 verschlechtert sich Alexandra S. Gesundheitszustand, da sie einen hohen Blutzucker entwickelt. Der behandelnde Arzt im Krankenhaus befasst sich mit ihrer Krankengeschichte. Er ist sich sicher, dass die junge Frau operiert werden kann und kontaktierte im März 2023 seinen ehemaligen Kollegen Dr. Rashad El-Habony, Leitender Oberarzt der Klinik für Neurochirurgie am Evangelischen Krankenhaus Duisburg-Nord.

Speziell entwickeltes Verfahren in der Klinik für Neurochirurgie

Nach einigen Voruntersuchungen entschließt sich Dr. Rashad El-Habony zu einer Operation, um das inzwischen 4x5 cm große Loch zu schließen. „Als ich mir die Berichte durchgelesen und dann auch Frau S. kennengelernt habe, war mir klar, dass ich operieren werde. Allen Studien und Prognosen zum Trotz lebt die junge Frau nun schon fünf Jahre mit der Diagnose und liegt damit weit, weit über der Lebenserwartung. Sie hat einen enormen Lebenswillen“, so Dr. El-Habony.
Im April 2023 findet in der Klinik für Neurochirurgie in Duisburg-Fahrn eine mehrstündige Operation statt, um den bereits durch Chemotherapie, Bestrahlung und mehrmalige Wundrevision nekrotischen ca. 4x5 cm großen Hautdefekt zu rekonstruieren und zu schließen.

Normalerweise würde eine Hauttransplantation zum Einsatz kommen. Durch die fehlende Versorgung des Hauttransplantates über einen Knochendeckel, der bei Aleksandra S. allerdings nicht mehr vorhanden war, kommt diese Methode nicht in Frage. Stattdessen kommt eine eigens von Dr. El-Habony entwickelte Technik zum Einsatz. Diese Operationstechnik basiert auf Erfahrungen, die Dr. El-Habony 2011/2012 bei Operationen von Kriegsverletzten in Libyen gesammelt hat. Der gebürtige Libyer war ehrenamtlich dort in der Zeit vor Ort, da während des Krieges dort viele Ärzte benötigt wurden.

„Nekrotische Haut ist leider nicht mehr so strapazierfähig wie die gesunde Haut, sondern sie ist sehr dünn und kann relativ schnell reißen. Eine Naht unter Spannung würde nicht halten“, erklärt Dr. El-Habony. Stattdessen wird in einem Abstand von etwa drei Zentimetern ein Schnitt gesetzt und die Haut zwischen Wunde und Schnitt mobilisiert. So kann die Wunde locker verschlossen werden. Die Spannung und damit der eigentliche Wundverschluss erfolgt durch das Vernähen des gesetzten Schnittes. Würde auf diese Weise kein zufriedenstellender Wundverschluss erreicht, wäre ein erneuter Schnitt in 3 cm Entfernung notwendig. Bei Aleksandra S. klappt es gleich beim ersten Schnitt. Die Operation ist ein voller Erfolg.

„Ich wollte Frau S. mit der Operation eine Chance auf mehr Lebensqualität geben. Sie ist eine mutige junge Frau, die alle Untersuchungen und Behandlungen geduldig mitgemacht hat. Sie war nach der OP auch relativ schnell wieder auf den Beinen. Wenn die OP-Wunde komplett abgeheilt ist, kommt Frau S. im Sommer wieder zu uns nach Fahrn. Dann implantieren wir ihr einen Schädelknochendeckel aus Keramik, um das Loch dauerhaft zu verschließen“, zeigt sich Dr. El-Habony zuversichtlich.

Foto: Dr. El-Habony (l.) freut sich zusammen mit Aleksandra S. und ihrem Ehemann über die gelungene Operation.

Kontakt:

Astrid Menz
Marketing und Unternehmenskommunikation
Evangelisches Klinikum Niederrhein gGmbH
Evangelisches Krankenhaus BETHESDA zu Duisburg GmbH
Fahrner Str. 133
47169 Duisburg
Tel.: 0203 508-56574
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