Pressemitteilung: Sein Herz ist nur zur Hälfte ausgebildet. Doch an Lebenswillen mangelt es dem kleinen Ahmad Khaiyandesh keineswegs. Mit gerade einmal sechs Monaten hat der Säugling bereits mehrere Eingriffe am Herzen und am Kopf überstanden. Versorgt wird Ahmad im Kinderherzzentrum Duisburg am Evangelischen Klinikum Niederrhein, wo Herz- und Kopfspezialisten eng zusammenarbeiten, um selbst komplexe Krankheitsbilder zu behandeln.
Diagnose mit Tragweite: Hypoplastisches Linksherzsyndrom
Ahmad wurde im Januar 2025 in Düsseldorf geboren. Zunächst verläuft alles unauffällig. Doch bereits kurz nach der Geburt treten Atemprobleme, Unruhe und eine auffallend niedrige Sauerstoffsättigung auf. In der Kinderabteilung des Florence-Nightingale-Krankenhauses wird sofort einen schweren Herzfehler bei Ahmad vermutet und das Kind wird in das Herzzentrum Duisburg verlegt.
Dr. med. Gleb Tarusinov, Chefarzt der Klinik für Kinderkardiologie und angeborene Herzfehler, und sein Team stellen dort die Diagnose „Hypoplastisches Linksherzsyndrom“. Dabei handelt es sich um eine seltene Fehlbildung, bei der die linke Herzhälfte nur unvollständig entwickelt ist. Sie kann das sauerstoffreiche Blut nicht ausreichend in den Körperkreislauf pumpen. Ohne eine schnelle medizinische Intervention droht bereits in den ersten Lebenstagen ein Organversagen. „Bei diesem Krankheitsbild zählt jede Minute“, erklärt Dr. Tarusinov. In einem spezialisierten Hybridverfahren, das chirurgische und interventionelle im Herzkatheterlabor durchgeführte Maßnahmen kombiniert, wird Ahmad notfallmäßig stabilisiert. Sein Kreislauf wird so umgestaltet, dass das Kind sich zunächst wachsen und entwickeln kann. In zwei bis drei Monaten seht dann die nächste Herzoperation an.
Nach der Erstversorgung wird Ahmad zunächst für einige Wochen zu seinen Eltern Khaiwlah (31) und Rakhadija (25) sowie seinem fünfjährigen Bruder nach Hause entlassen. Die Familie lebt in Düsseldorf und ist vor vier Jahren aus Afghanistan nach Deutschland gekommen. Der Vater arbeitet heute als Dolmetscher.
Eingriff am Herz
Im Juni 2025 folgt im Herzzentrum Duisburg die zweite geplante Herzoperation im Herzzentrum Duisburg, als ein gemeinsamer Eingriff der Kinderkardiologie und der Kinderherzchirurgie. Das Ziel besteht darin, den Blutfluss dauerhaft zu stabilisieren. Die Operation verläuft ohne Komplikationen.
Doch nur wenige Tage später zeigt Ahmad erneut Unruhe und Schmerzreaktionen. Eine radiologische Untersuchung ergibt: Unter seiner Schädeldecke haben sich spontane subdurale Hämatome und sogenannte Hygrome gebildet. Dabei handelt es sich um Flüssigkeitsansammlungen, die das Gehirn unter Druck setzen und dringend behandelt werden müssen.
Eingriff am Kopf
Daraufhin wird die Klinik für Neurochirurgie unter Leitung von Prof. Dr. Michael Zimmermann hinzugezogen. In einem minimalinvasiven Eingriff werden zwei kleine Zugänge am Schädel eröffnet und Drainagen durch das OP-Team, bestehend aus Dr. Rashad El Habony und Frau Arzu Kök, eingelegt um den Druck im Kopf gezielt zu entlasten.
„Gerade bei so kleinen Patientinnen und Patienten muss jeder Handgriff besonders sensibel ausgeführt werden. Wir müssen äußerst präzise vorgehen“, erklärt Prof. Dr. Zimmermann. „Unser Ziel war es, Ahmad so schonend wie möglich zu helfen, sein empfindliches Gehirn zu entlasten und es gleichzeitig nicht zu beeinträchtigen.“
Dr. Tarusinov betont die Bedeutung der Teamarbeit der verschiedenen Kliniken und Fachbereiche: „Ahmads Geschichte zeigt sehr deutlich, wie wichtig das Zusammenspiel verschiedener Fachrichtungen ist. Ohne die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Kardiologie, Herzchirurgie, Neurochirurgie, Neuroradiologie, Anästhesie und Pflege wäre diese schnelle Behandlung nicht möglich gewesen. Dass das hier in Fahrn so gut klappt, macht mich wirklich stolz.“
Ahmad wird weiterhin engmaschig im Herzzentrum Duisburg betreut. Für seine Familie ist es nach wie vor eine belastende Zeit, doch sie weiß, dass ihr Sohn dort in guten Händen ist.
Foto: Gemeinsam für Ahmad: Elina Kutscherjawy (Oberärztin Leitung Kinderherzstation K7), Dr. med. (RUS) Gleb Tarusinov (Chefarzt Kinderkardiologie und angeborene Herzfehler), Prof. Dr. med. Michael Zimmermann (Chefarzt Neurochirurgie), Arzu Kök (Oberärztin Neurochirurgie), Rakhadija Khaiyandesh mit ihrem Sohn Ahmad sowie Dr. med. Alexey Ilin (Leitender Oberarzt Kinderherzchirurgie). (Quelle: EVKLN)