Sektion Kinderherzchirurgie und angeborene Herzfehler

Korrektur aller Herzfehler bei Neugeboren und Säuglingen. Neben den standardisierten operativen und interventionellen Korrekturmöglichkeiten bieten wir, insbesondere für Patientinnen und Patienten mit hochkomplizierten Herzfehlern, abgestimmte individuelle Behandlungslösungen an. Eine Hand-in Hand- Kooperation besteht mit der Klinik für Kinderkardiologie und angeborene Herzfehler (Leitung Dr. med./RUS Gleb Tarusinov).

Univentrikulärer Herzfehler ist der Oberbegriff für verschiedene angeborene Herzfehler. Hierbei hat das Herz von Geburt an entweder nur eine funktionstüchtige Herzkammer oder zwischen beiden Herzkammern fehlt die Kammerscheidewand. Das bedeutet: nur eine Kammer ist in der Lage, das Blut durch Körper-und Lungenkreislauf zu pumpen. Dadurch vermischen sich sauerstoffarmes mit sauerstoffreiches Blut. Die Sauerstoffsättigung des Blutes ist zu niedrig. Säuglinge haben eine sehr blasse oder bläulich verfärbte Haut. Sie sind schnell erschöpft, haben einen schwachen Puls und atmen sehr schnell. Im schlimmsten Fall versagt der Kreislauf. Eine Stärke unseres Teams sind Operationsverfahren, die bei univentrikuläre Herzfehlern notwendig sind und bei denen der Kreislauf der getrennt wird. Große Erfahrung besteht bei der Behandlung des Hypoplastischen Linksherzsyndrom (HLHS). Hierbei ist die linke Herzkammer unterentwickelt. Zudem sind die beiden Herzklappen stark verengt oder existieren gar nicht. Die linke Herzkammer ist dadurch nicht in der Lage, das Blut in den Körperkreislauf zu pumpen. Unser Team bietet alle korrigierenden und palliativen Operationen (wie z. B. Shunt-OP oder Norwood-OP) vom Frühgeborenen über Neugeborene bis ins Erwachsenenalter an.

Ein weiteres Spezialgebiet ist die Reparatur/Rekonstruktion von Herzklappen. Wenn in seltenen Fällen ein Herzklappenersatz notwendig ist, setzen wir je nach Lokalisation unterschiedliche Herzklappenprothesen ein. Das für stehen biologische und und mechanischen Herzklappenprothesen zur Verfügung. Bei den von uns verwendeten mechanischen Prothesen ist nur eine geringfügige Antikoagulation mit Marcumar (Blutverdünner) notwendig. Das bedeutet für Patientinnen und Patienten eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualität.

Ist die Hauptschlagader im Brustkorb (Aortenaneurysma) stark erweitert, besteht bei Betroffenen die Gefahr einer sogenannten Zerreißung der Gefäßwand (Ruptur). Auch eine Aufspaltung der Wandschichten (Dissektion) ist möglich. Beides hat lebensbedrohliche Folgen. Je nachdem, wo das Aneurysma liegt, kommen unterschiedliche Operationsverfahren zum Einsatz. Die erweiterte Stelle wird dabei mittels einer Gefäßprothese ersetzt.

Wenn die aus dem Herzen entspringende Aorta betroffen ist, dann ist auch häufig die Aortenklappe undicht. In diesem Fall entscheiden wir patientenindividuell, ob der Ersatz der Hauptschlagader mit einer sogenannten Rohr-Gefäßprothese oder ob gleichzeitig auch die Aortenklappe rekonstruiert bzw. ersetzt werden muss.

Die meisten Trennwanddefekte (ASD II, Sinus venosus-Defekt, part. AV-Kanal, VSD) im Vor- und Hauptkammerbereich im Kindes-oder Erwachsenenalter können in der Regel über minimal invasive Zugangswege verschlossen werden. Dabei kommen rechts laterale Thorakotomien oder partielle untere Sternotomien in Betracht.

Auch für die Rekonstruktion oder dem Ersatz von Herzklappen sind unterschiedliche minimal invasive Zugangswege möglich.

Die Vorgehensweisen werden individuell mit den Eltern bzw. mit den Patientinnen oder Patienten besprochen.

Das Ungeborene wird im Mutterleib über die Plazenta mit Sauerstoff versorgt. Das angereicherte Blut wird über das Foramen ovale (Lücke in der Wand zwischen den Herz-Vorkammern) und über den Ductus Botalli im Körper des Kindes verteilt und umgeht dabei die Lunge. Erst nach der Geburt setzt die Atmung des Neugeborenen ein. Der Ductus Botalli wird überflüssig und schließt sich nach ein paar Tagen von selbst. Besonders bei Frühgeborenen passiert das allerdings nicht. Bleibt der Ductus offen, gelangt das Blut von der Aorta wieder in den Lungenkreislauf. Dort erhöht sich der Blutfluss, die Volumenbelastung nimmt zu und die linke Herzhälfte vergrößert sich. Bezeichnet wird das als persistierenden Ductus arte-riosus Botalli (PDA). Früh- und Neugeborene leiden an Atemnot, im Weiteren zeigen sich Symptome wie bei einer Herzschwäche. Zur Behandlung kommen zunächst Medikamente zum Einsatz. Bleibt der Ductus weiter offen, verschließen wir diesen operativ – auch bei Neugeborenen. Bei älteren Säuglingen und Kindern verschließen wir den Ductus, in dem wir mittels Herzkatheter einen „Schirmchen“ in das Gefäß einsetzen.

Die Herzfrequenz wird durch den Impulsgeber (Sinusknoten) des Herzens bestimmt. Über das sogenannte "Reizleitungssystem" wird der Impuls auf die Herzmuskulatur übertragen. Sind Bildung oder Weiterleitung des Impulses gestört, schlägt das Herz unregelmäßig oder zu langsam. Dadurch bekommt der Kreislauf zu wenig Blut und Sauerstoff. Häufige Symptome sind Herzrasen oder Herzstolpern sowie Unruhe, Schwindel oder Übelkeit. Einige Formen der Herzrhythmusstörungen verursachen Kammerflimmern und können zum plötzliche Herztod führen. Zur Therapie von Herzrhythmusstörungen setzen wir operativ Schrittmacher, Defibrillatoren und andere Implantate ein.

Mehr als 85% der Patienten mit angeborenen Herzfehlern erreichen das Erwachsenenalter, daher liegt ein weiterer Schwerpunkt in der Behandlung sog. EMAH-Patienten (Erwachsene mit angeborenem Herzfehler). Seit mehreren Jahren ist das Herzzentrum Duisburg zertifiziert als „Überregionales Zentrum für Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern“. Gemeinsam mit den beteiligten Kliniken erarbeiten wir das beste Therapiekonzept und bieten sämtliche notwendige Operationsverfahren an.