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Adipositaschirurgie / Metabolische Chirurgie

Nicht bei allen Patientinnen und Patienten mit Übergewicht und Adipositas ist eine Operation notwendig. Die Indikation zur Behandlung wird in Abhängigkeit vom BMI gestellt. Berücksichtigt werden auch Begleiterkrankungen, Risikofaktoren und individuelle Patientenwünsche. Unser Stufenkonzept zur Behandlung der Adipositas umfasst sowohl die konservative als auch die operative Therapie. Wir orientieren uns an der Empfehlung S3-Leitlinie Prävention und Therapie der Adipositas der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG).

Liegt eine morbide Adipositas vor und hat die konservative Therapie nicht zum Therapieziel geführt, sollte eine chirurgische Therapie erwogen werden. Ziele sind: Gewichtsreduktion, Verbesserung von Begleiterkrankungen und Steigerung der Lebensqualität. Entsprechend der Empfehlung der S3-Leitlinie gilt die Indikation für einen Eingriff in Abhängigkeit vom BMI wie folgt:

  • Adipositas Grad III (BMI ≥ 40 kg/m2)
  • Adipositas Grad II (BMI ≥ 35 und kleiner als 40 kg/m2) mit erheblichen Komorbiditäten (z.B. Typ 2 Diabetes mellitus)
  • Adipositas Grad I (BMI unter 30 und 50 kg/m2, persönliche psychosoziale Umstände, die keinen Erfolg einer Lebensstiländerung in Aussicht stellen

Interdisziplinäre Therapie

Unser Team hat unter Beteiligung der jeweiligen Fachabteilungen für Sie ein interdisziplinäres multimodales Konzept entwickelt. Grundlage bildet die aktuelle Leitlinie der Medizinischen Fachgesellschaften zur Prävention und Therapie der Adipositas. Das Konzept umfasst: individuelle Beratung sowie Betreuung sowie Nachsorge, um den Therapiefolg zu festigen. Nehmen Sie die vielfältigen Vorteile unseres Konzeptes wahr! Es wird Ihnen in der langfristigen Behandlung der morbiden Adipositas, des Diabetes Typ II und anderer Zusatzerkrankungen helfen.

Basisprogramm

Unser Team klärt Sie ausführlich über die derzeit gängigen konservativen und operativen Möglichkeiten auf, um starkes Übergewicht zu reduzieren. Im Fokus der konservativen Therapie steht das multimodale Therapiekonzept. Es umfasst Informationen und Therapiemöglichkeiten aus den Bereichen Ernährung, Essverhalten und Bewegung. Ein chirurgischer Eingriff erfolgt in der Regel erst nach Ausschöpfung unterschiedlicher konservativer Therapiemöglichkeiten. Eine multimodale konservative Therapie sollte über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten unter ärztlicher Kontrolle und einem Coaching erfolgen. Die konservativen Maßnahmen müssen nicht zwingend in einer bestimmten zeitlichen Abfolge und nicht unbedingt kombiniert werden. Es hat sich jedoch gezeigt, dass Kombinationen wirksamer sind.

Interdisziplinäre Sprechstunde

Wenn Sie sich bereits mit der Basis einer Therapie befasst haben, erfolgt das erste Gespräch mit einem Adipositas-Spezialisten, einem Ernährungsberater bzw. einer Ernährungsberaterin. Wir werden mit Ihnen ein individuelles Therapiekonzept besprechen, bei dem zunächst fast immer die konservative Therapie im Vordergrund steht. Sie basiert auf Lebensstiländerungen und sollte in der Regel durch ein multimodales, individuell abgestimmtes Programm ergänzt werden.

Ziel ist es, unter Berücksichtigung Ihres Krankheits- und Risikoprofils und Ihrer Wünsche gemeinsam mit Ihnen ein langfristiges Behandlungsprogramm (konservative und ggf. operative Therapie) zu erarbeiten. Gerne kontaktieren wir auch Ihren Hausarzt oder Zuweiser, um das Vorgehen abzustimmen.

Im Gespräch mit Ihnen klären wir, ob weitere fachärztliche Untersuchungen oder Therapien notwendig sind (z.B. durch Kardiologen, Pulmologen, Gastroenterologen u.a.). Ist absehbar, dass eine adipositaschirurgische oder metabolische Operation durchgeführt werden muss, wird frühzeitig - möglichst bereits in diesem Gespräch - das für Sie geeignete Operationsverfahren bzw. die verschiedenen Alternativen besprochen. Wir erläutern Ihnen dabei die Vor- und Nachteile der verschiedenen Operationsverfahren. Bitte bringen Sie zur Sprechstunde – wenn möglich - alle relevanten Unterlagen in Kopie mit.

Nach erfolgreicher Multimodaltherapie wird die OP ohne Antrag der Kostenübernahme von der Krankenkasse übernommen.

Nach S3-Leitlinien sollte bei Patienten ab einem BMI > 40 kg/m² und koexistierendem Typ 2 Diabetes eine metabolische Operation als mögliche Therapieoption empfohlen werden, unabhängig von der glykämischen Kontrolle oder der Komplexität der antidiabetischen Medikation.
Nach S3-Leitlinien kann bei Patienten mit BMI> 50 kg/m² eine Primärindikation zu einem adipositaschirurgischen Eingriff gestellt werden ohne dass vorher ein konservativer Therapieversuch erfolgen muss.
Nach S3-Leitlinien sollte bei Patienten mit einem BMI > 50 kg/m² sowie bei Patienten mit besonderer Schwere von Begleit- und Folgeerkrankungen, die keinen Aufschub eines operative Eingriffs erlauben, eine Primärindikation zu einem adipositaschirurgischen Eingriff gestellt werden ohne dass vorher ein konservativer Therapieversuch erfolgen muss.

Operation

Die Operation kann grundsätzlich nur als „ultima ratio“-Therapie zur Anwendung kommen. Die Indikation zur chirurgischen Therapie sollte patientenindividuell im Gespräch mit dem Adipositas-Spezialistenteam geprüft werden. Wir bieten alle zugelassenen Operationsverfahren an. Neben Standardeingriffen (Schlauchmagen, Magenbypass) bieten wir verschiedene Formen der sogenannten biliopankreatischen Diversion an. Diese Operationen gelten als Operation der ersten Wahl, insbesondere bei extremem Übergewicht und langjährigem Typ-2-Diabetes, der mit konservativen Maßnahmen schwer zu kontrollieren ist. Darüber hinaus bieten wir eine Reihe von Modifikationen für spezielle Situationen an sowie das komplette Spektrum der Komplikations- und Revisionschirurgie.

Ab einem BMI >60 kg/m2 oder deutlich darüber besteht ein stark erhöhtes Operationsrisiko – primäre Inoperabilität oder schwerwiegende Kontraindikationen für eine Operation. Hier ist eine konservative Phase vor der Operation zur maximalen Gewichtsreduktion im Krankenhaus unerlässlich und wird auf Wunsch auch von Ihrer Krankenkasse bezahlt. Dies beinhaltet: stark kalorienreduzierte Diät, intravenöse Verabreichung einer Mischung bestimmter Aminosäuren, Vitaminergänzung und die Verabreichung eines GLP-1-Agonisten. Betroffene können damit innerhalb von etwa 3 Wochen auf eine OP vorbereitet werden.

Alle Operationsverfahren werden bei uns bevorzugt laparoskopisch, d.h. in der sogenannten Schlüssellochtechnik durchgeführt. Eine laparoskopische Operation ist in der Regel auch nach vorangegangenen offenen Bauchoperationen und adipositaschirurgischen Eingriffen möglich. Aus Sicherheitsgründen sollte jedoch immer die Möglichkeit einer konventionellen offenen Operation bestehen. Jeder Patient wird über die Möglichkeit einer offenen Operation informiert.

Hier erhalten Sie eine Übersicht über die Operationsverfahren im Bereich der Adipositaschirurgie.

Nachsorge und Selbsthilfegruppe

Für unsere Patientinnen und Patienten bieten wir eine langfristige Nachsorge an. Wir empfehlen routinemäßige Nachsorgeuntersuchungen 1, 3, 6, 9, 12, 18 und 24 Monate nach der Operation, sowie anschließend in jährlichen Abständen in unserer Sprechstunde. Bei allen Nachsorgeunter-suchungen werden Laborwerte erhoben. Die Hausärzte werden zeitnah über die Ergebnisse informiert.

Für alle zwischenzeitlich auftretenden Beschwerden stehen wir Ihnen jederzeit als Ansprechpartner zur Verfügung. Insbesondere bei akuten Beschwerden bitten wir Sie, sich umgehend mit uns in Verbindung zu setzen. Auch Jahre nach einer adipositaschirurgischen Operation können, wie nach jeder anderen Operation auch, akute Notfälle auftreten, die unter Umständen einen sofortigen chirurgischen Eingriff erfordern. Solche Ereignisse sind für den adipositaschirurgisch unerfahrenen Arzt oft schwer zu erkennen, eine verzögerte Therapie kann schwerwiegende Folgen haben.

Selbsthilfegruppe (SHG)
Die Adipositasselbsthilfegruppe des Klinikums Niederrhein bietet Ihnen im Kontakt mit anderen Betroffenen einen intensiven Erfahrungsaustausch an und wird von vielen als sehr hilfreich empfunden. Die Treffen werden ärztlich begleitet, alle Fragen können somit direkt vor Ort geklärt werden. Hier können Betroffene und deren Angehörige, die über eine Operation zur Gewichtsreduktion nachdenken, professionelle Beratung erhalten. Wir arbeiten mit der SHG am Ev. Krankenhaus in Dinslaken zusammen. Ansprechpartner und Termine sind über unsere Adipositas-Sekretariate zu erfragen.

Direkter Kontakt: shg.dinslaken@gmail.com