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Divertikelerkrankung

Bei Divertikeln handelt es sich um Ausstülpungen, die sich besonders in der Schleimhaut des Dickdarms bilden. Sie treten vor allem an muskelschwachen Stellen auf, dort wo sich die Durchtrittsstellen für Blutgefäße befinden. Diese versorgen die umgebende Darmwand. Ihr Blutfluss kann durch die Divertikel gestört werden. Die dabei verursachte Reizung vermindert den Stuhl- und Blutfluss. Das bildet die Grundlage für eine Entzündung (Divertikulitis). Sie kann zur Bildung eines Abszesses führen, der auf die Umgebung und andere Organe übergreifen kann. In Folge kommt es zu Veränderungen an der Darmwand, die u.a. das Bindegewebe und das enterische Nervensystem betreffen. Dadurch wird die Beweglichkeit im Darm beeinträchtigt. Dies begünstigt die Bildung von Divertikeln.

Symptome einer Divertikulitis

Schmerzen im Unterbauch auf der linken Seite (klingen oft nach dem Stuhlgang ab, Veränderungen der Stuhlgewohnheiten wie Durchfall, Verstopfung und Blähungen.

Risikofaktoren

Geringe Ballaststoffaufnahme, fettreiche Ernährung und häufiger Verzehr von rotem Fleisch. Etwa 20 Prozent der Menschen mit Divertikeln entwickeln im Laufe ihres Lebens eine Divertikulitis, die in Einzelfällen lebensbedrohlich sein kann, wenn die Darmwand reißt oder es zu Divertikelblutungen kommt.

Heutzutage entwickelt etwa die Hälfte der Bevölkerung in den Industrienationen bis zum 70. Lebensjahr eine sogenannte Sigmadivertikulose des Dickdarms. Gründe sind u.a. Veränderungen der Nahrungszusammensetzung und des Lebensstils.

Diagnostik

Bei Verdacht auf akute Divertikulitis sollten Temperatur, Leukozytenzahl, CRP und Urin untersucht werden. Ergebnisse liegen meist innerhalb von 48 Stunden vor. Bildgebende Untersuchungen (CT, Ultraschall) sichern die Verdachtsdiagnose ab.

Die Koloskopie spielt in der akuten Diagnostik der Divertikulitis keine Rolle. Sie wird nach Abklingen der Symptome (ca. 4-6 Wochen) durchgeführt, um Tumore oder andere Veränderungen auszuschließen. Bei Divertikelblutungen ist die Endoskopie die beste Möglichkeit, die Blutung zu lokalisieren und zu stillen.

Akute und chronische Divertikulitis

In der 2014 neu erarbeiteten Klassifikation der Divertikelkrankheit wird zwischen akuter und chronischer Divertikulitis unterschieden. Der Schweregrad der Erkrankung und die notwendige Therapie werden bei der weiteren Einteilung von Typ 0 - Typ IV berücksichtigt.

Typ 0
asymptomatische Divertikulose, keine Behandlung erforderlich.

Stadium I (a+b)
lokalisierte akute Entzündung. Liegen keine Risikofaktoren vor (arterielle Hypertonie, chronische Nierenerkrankung, Immunsuppression, allergische Veranlagung) ist eine ambulante Behandlung möglich. Regelmäßige Kontrollen sind nötig.

Stadium II a–c
komplexe Form der akuten Divertikulose mit Darmperforation und möglicher Eiterbildung (a+b) und/oder Peritonitis. Behandlung erfolgt konservativ (Antibiotika) mit stationärer Aufnahme oder chirurgisch (sofortige Operation oder Operation in Intervallen ohne Entzündung).

Typ 3a-c
chronische Divertikulose. Typ a und Typ b unterscheiden sich darin, ob sie Entzündungszeichen aufweisen (b) oder nicht (a). Liegt keine Entzündung erfolgt eine mehrmonatige Behandlung mit einem entzündungshemmenden Medikament (Mesalazin). Stadium 3b wird normalerweise mit einer Antibiotikatherapie behandelt. Typ 3c ist ein Komplikationsstadium mit Hinweis auf eine Darmstriktur oder sogenannte Fistelbildung, mit entzündlichen Zugängen z.B. zur Blase. Stadium 3c ist das einzige Stadium, in dem eine Operation unbedingt erforderlich ist.

Therapie

Die Operation wird vorzugsweise in einem entzündungsfreien Zustand durchgeführt. Sie besteht in der Entfernung des erkrankten Darmabschnitts (i.d.R. des Sigmas) durch Anastomose der benachbarten Darmabschnitte. Ist im entzündlichen Stadium eine Notoperation erforderlich, insbesondere bei Darmdurchbruch mit möglicher Bauchfellentzündung, kann ein (vorübergehender) künstlicher Darmausgang angelegt werden.
Zur Vorbeugung einer Divertikulose/Divertikulitis empfehlen Experten regelmäßige körperliche Bewegung, Normalgewicht und eine ballaststoffreiche, überwiegend vegetarische Ernährung sowie Verzicht auf das Rauchen.